Bislang haben allerdings nur zehn Staatsregierungen eine Zusage in Bezug auf Nothilfe-Finanzierungen erhalten, während Georgiewa davon ausgeht, dass bis Ende des laufenden Monats noch viele Nationen hinzukommen werden.

Wie in der Vergangenheit ausgeführt, handelt es sich im Fall des IWF um die einzig noch verbliebene Institution auf der Welt, die auf ein sauberes Bilanzbuch blickt. Und so gab der IWF bekannt, seinen Feuerkraft von bis zu 1 Billion USD auch in die Waagschale werfen zu wollen.

Heftigste Rezession der letzten 100 Jahre

Im kürzlich publizierten Halbjahresbericht des IWFs heißt es denn auch, dass die durch die globalen Lockdowns ausgelöste Rezession die heftigste innerhalb der letzten einhundert Jahre sei. Das globale BIP soll laut Prognosen um -3 Prozent einbrechen.

Es ist schon sonderbar, dass der IWF vor einigen Wochen noch gar nicht so pessimistisch gewesen ist, von einem Nullwachstum im aktuellen Jahr ausgehend.

Georgiewa teilte im Anschluss in einem Interview gegenüber dem Sender CNBC mit, dass es sich um eine globale Notlage wie keine andere zuvor handele. Aus diesem Grund werde der IWF so schnell wie möglich Finanzierungen zur Verfügung stellen.

Gefragt danach, ob der IWF im Fall von Kreditvergabezusagen denn auch weiterhin auf Austeritätsmaßnahmen in den hiervon betroffenen Ländern pochen werde, antwortete die IWF-Chefin, dass alle Optionen auf dem Tisch lägen im Hinblick auf Maßnahmen, die der IWF einleiten könne.

Eine Antwort auf die entsprechende Frage wurde somit umschifft. Georgiewa ermutigte Zentralbanken rund um den Globus dazu, „so viel auszugeben wie möglich“. Hm, ausgeben scheint in der Gedankenwelt Georgiewas nichts mit der Frage zu tun zu haben, wo dieses Geld herkommen soll.

Allerdings sollten Zentralbanken, so Georgiewa, die Quittungen gut aufheben. Denn es sei nicht hinzunehmen, wenn Verantwortungsbereitschaft und Transparenz im Laufe dieser Krise den Bach hinunter gingen.

Wann handelte eine Zentralbank eigentlich jemals verantwortungsbewusst und transparent? Musste die Fed nicht gar im Zuge der globalen Finanzkrise einst gerichtlich dazu gezwungen werden endlich aufzudecken, an welche ihre „Cronies“ die Fed die höchsten Kredite und Finanzinjektionen verabreichte, um Banken und Kreditgeber damals vor einem unmittelbaren Kollaps zu bewahren?!

Zur Lage in den afrikanischen Ländern

Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Lage an der Basis. Nigeria wäre doch ein gutes Beispiel. Afrikas größte Wirtschaft hat den IWF, die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und die Islamische Entwicklungsbank um mehr als 7 Milliarden US-Dollar in Form von Nothilfekredite ersucht.

Nigeria basiert auf einer klassischen Ölwirtschaft. Aus Ölverkäufen bestreitet die nigerianische Regierung knapp 60 Prozent ihrer Einnahmen und generiert hierdurch 90 Prozent ihrer ausländischen Währungsreserven. Trotz allem beläuft sich der Anteil des nigerianischen Ölsektors gerade einmal auf 9 Prozent in Relation zum BIP.

Laut IWF-Chefin Georgiewa blickt Nigeria einem Doppelschock ins Auge. Einerseits breitet sich das Coronavirus im Land aus und andererseits sind die Ölpreise massiv in den Keller gerauscht. In der Zwischenzeit haben sowohl S&P als auch Fitch Nigerias Kreditbonität aufgrund des Ölpreiseinbruchs herabgestuft.

Die Länder an der Westküste Afrikas sind auch gleichzeitig die am stärksten von ihren Ölverkäufen abhängigen Nationen. Hierzu gehören neben Nigeria auch Angola, Gabun und die Republik Kongo. Diese Länder werden nun allerdings in große Probleme geraten, weil internationale Kreditgeber große Zweifel umtreiben, ob diese Nationen ihre Kredite auch werden zurückzahlen können.

Gleichzeitig fällt es im aktuellen Umfeld schwer, den präzisen Wert von Vermögenswerten im Rohstoffsektor, welche die jeweiligen Staatsregierungen als Sicherheiten anzubieten hätten, zu bemessen. Zu Wochenbeginn teilte der IWF mit, einen bereits laufenden Kredit über knapp 150 Millionen US-Dollar an Gabun verlängern zu wollen.

Im Angesicht der jüngst getroffenen Vereinbarung unter den OPEC+ Nationen zu einer Produktionskürzung von 9,7 Millionen Fass Öl pro Tag, stimmte Nigerias Regierung einer lokalen Förderkürzung von 1,8 auf nur noch 1,4 Millionen Fass pro Tag zu. Ölanalysten glauben allerdings ebenso wenig daran, dass Nigeria Wort halten wird, wie dies auch in Bezug auf Saudi-Arabien in Zweifel gezogen wird.

Denn in der Vergangenheit hatte sich Nigeria oftmals schon nicht an im Rahmen der OPEC-Staaten getroffene Vereinbarungen gehalten. Trotz allem ist der Druck hinsichtlich einer Reduzierung der Ölproduktion spätestens seit dem Preiskollaps der Ölsorte WTI massiv gestiegen.

Gewarnt wird davor, dass eine sinkende Ölförderung samt kollabierenden Preisen vor allem Unternehmen treffen wird, die sich in der Vergangenheit schon nicht als sonderlich profitabel erwiesen haben. Aus Sicht der großen Ölförderländer erweist sich der Iran als am stärksten abhängig vom Ölverkauf.

Ölverkäufe machen in vielen Ländern einen hohen Anteil am BIP aus

Ölverkäufe erreichen im Iran einen Anteil von 65 Prozent in Relation zum BIP, gefolgt von Kuwait mit 60 Prozent und Saudi-Arabien mit 50 Prozent. Saudi-Arabien plant, umgerechnet 33 Milliarden US-Dollar an Cashreserven anzuzapfen, um den wirtschaftlichen Einbruch so weit wie möglich abzufedern.

Hier einmal ein Hinweis darauf, wie groß die finanziellen Probleme zu werden drohen: Im Haushaltsbudget für das laufende Jahr rechnete Saudi-Arabien mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 60 US-Dollar pro Fass. Laut IWF liege ein fiskalischer Breakeven aus Sicht von Saudi-Arabien im Jahr 2020 gar bei 76 US-Dollar pro Fass.

Im Fall der Vereinigten Arabischen Emirate benötigten einen Ölpreis von 69,10, Kuwait von 61, der Irak von 60,40 und der Iran von – oh weia – 389 US-Dollar pro Fass (!), um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Auf dem afrikanischen Kontinent benötigt Nigeria hierzu einen Ölpreis von 144, Algerien von 110, Libyen von 100 und Angola von 55 US-Dollar pro Fass.

Dass Nationen durch den IWF nicht allesamt gleichbehandelt werden, zeichnete sich einmal mehr zuletzt im Fall des Irans ab, dessen Regierung um einen Nothilfekredit in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar ersucht hatte. Selbstverständlich intervenierte die US-Regierung sofort, um einem solchen Gebahren Einhalt zu gebieten.

Im Iran können die Menschen ruhig verhungern, solange sie mit uns nicht einer Meinung sind. Interessant las sich aus meiner Sicht auch ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Hierin wurde ausgeführt, dass die Vereinigten Staaten den Internationalen Währungsfonds in Bezug auf eine Emission von mehr Sonderziehungsrechten (SDRs) blockiert haben.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Diese Entscheidung sei in Washington getroffen worden, weil es in keinem Fall zu einer bedingungslosen Vergabe von Krediten an denIran kommen soll…und China. Weshalb benötigt China eigentlich US-Dollars vom IWF? Und warum möchten die USA nicht, dass der IWF US-Dollars an China verleiht? Und weshalb befindet sich China auf derselben (Abschuss-)Liste wie der Iran?

Vielleicht handelt es sich auch um nichts Besonderes, doch all jene, die hierauf ein besonderes Augenmerk leg(t)en, werden wohl direkt auf den Gedanken kommen, dass sich gerade ein weiteres Machtspielchen an den US-Dollar-armen und nach US-Dollars schreienden Eurodollar-Märkten zu entwickeln scheint.

„Zeig mir, wer die Hand darauf hat, und ich sag dir in wessen Händen sich die Macht befindet.“ Das alles kann wahrlich depressiv machen, weshalb ich verstehe, warum viele hier einfach nicht draufschauen möchten…

 

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"